Mut­ter­schutz – Auf­ga­ben, Zie­le und gesetz­li­che Grundlagen

Der gesetz­li­che Mut­ter­schutz hat die Auf­ga­be, die arbeits­tä­ti­ge (wer­den­de) Mut­ter und ihr Kind

  • vor Gefah­ren, Über­for­de­rung und Gesund­heits­schä­di­gung am Arbeitsplatz,
  • vor finan­zi­el­len Ein­bu­ßen sowie
  • vor dem Ver­lust des Arbeits­plat­zes wäh­rend der Schwan­ger­schaft und eini­ge Zeit nach der Geburt

zu schüt­zen. Hier­zu hat der Gesetz­ge­ber für Schwan­ge­re und Wöch­ne­rin­nen im Mut­ter­schutz­ge­setz beson­de­re Vor­schrif­ten erlassen

  • zur Arbeits­platz­ge­stal­tung,
  • zum Kün­di­gungs­schutz,
  • zu den Mutterschutzfristen,
  • zur finan­zi­el­len Unter­stüt­zung wäh­rend der Mut­ter­schutz­fris­ten in Form 
    • des Mut­ter­schafts­gel­des und
    • des Arbeit­ge­ber­zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld (Arbeit­ge­ber­zu­schuss) sowie
  • zu Beschäf­ti­gungs­ver­bo­ten unter Wei­ter­zah­lung des Arbeits­ent­gelts außer­halb der Mutterschutzfristen.

Min­dest­an­for­de­run­gen der Inter­na­tio­na­len Arbeitsorganisation

Grund­la­ge des Mut­ter­schut­zes sind zunächst die die von der Inter­na­tio­na­len Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on (IAO) fest­ge­leg­ten Nor­men zum Schutz von Wöch­ne­rin­nen vor und nach der Geburt eines Kin­des. Die­se ent­hal­ten Mini­mal­an­for­de­run­gen zu

  • den Arbeits­ver­bo­ten für Wöchnerinnen,
  • dem Kün­di­gungs­schutz für Schwan­ge­re und Wöch­ne­rin­nen sowie
  • eine „Mut­ter­schafts­ver­si­che­rung” im Sin­ne einer Lohn­fort­zah­lung für die (wer­den­de) Mut­ter für die Zeit des Arbeits­ver­bo­tes und dar­über hinaus.

Die IAO-Regeln schrei­ben dabei kei­ne fes­ten Regeln vor, sie beschrei­ben viel­mehr nur die Mini­mal­an­for­de­run­gen. Die inner­staat­li­che Umset­zung und die nähe­re Aus­ge­stal­tung die­ser Anfor­de­run­gen obliegt den jewei­li­gen IAO-Mitgliedsstaaten.

Die Mut­ter­schutz­richt­li­nie der Euro­päi­schen Union

In der Euro­päi­schen Uni­on trifft die Mut­ter­schutz­richt­li­nie 92/85/EWG1 EU-weit gül­ti­ge Rege­lun­gen unter ande­rem zum Mut­ter­schafts­ur­laub und zum Schutz Schwan­ge­rer vor einer Dis­kri­mi­nie­rung am Arbeitsplatz.

Dar­über hin­aus ent­hält Arti­kel 2 Abs. 7 der revi­dier­ten euro­päi­schen Gleich­be­hand­lungs-Richt­li­nie 2002/73/EG2 Rege­lun­gen zum Schutz von Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund von Schwan­ger­schaft. Hier­nach haben Frau­en im Mut­ter­schafts­ur­laub Anspruch darauf,

  • dass sie nach Ablauf des Mut­ter­schafts­ur­laubs an ihren frü­he­ren Arbeits­platz oder einen gleich­wer­ti­gen Arbeits­platz unter Bedin­gun­gen, die für sie nicht weni­ger güns­tig sind, zurück­keh­ren kön­nen und
  • dass ihnen auch alle Ver­bes­se­run­gen der Arbeits­be­din­gun­gen, auf die sie wäh­rend ihrer Abwe­sen­heit Anspruch gehabt hät­ten, zugu­te kommen.

Die­se EU-Rege­lun­gen sind aktu­ell wie­der in der Dis­kus­si­on. So schlug etwa die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on eine Ver­län­ge­rung des in der Mut­ter­schutz­richt­li­nie 92/85/EWG vor­ge­se­he­nen Mut­ter­schutz­ur­lau­bes von 14 auf 18 Wochen vor. Das Euro­päi­sche Par­la­ment sprach sich am 20. Okto­ber 2010 sogar für eine Ver­län­ge­rung des Mut­ter­schutz­ur­lau­bes auf 20 Wochen aus. Ob die Mut­ter­schutz­richt­li­nie für eine sol­che Ver­län­ge­rung des Mut­ter­schutz­ur­laubs jedoch tat­säch­lich geän­dert wird, ist ange­sichts des Wider­stan­des eini­ger Mit­glied­staa­ten – dar­un­ter auch Deutsch­land – gegen die­se Ände­run­gen der­zeit noch nicht absehbar.

Die Mut­ter­schutz­richt­li­nie wur­de in Deutsch­land durch das Mut­ter­schutz­ge­setz (MuSchG) und die Mut­ter­schutz­richt­li­ni­en­ver­ord­nung (MuSchRiV) in natio­na­les Recht umgesetzt.

Das Mut­ter­schutz­ge­setz und wei­te­re gesetz­li­che Bestim­mun­gen in Deutschland

In Deutsch­land ist der Mut­ter­schutz ins­be­son­de­re im Mut­ter­schutz­ge­setz gere­gelt. Das Mut­ter­schutz­ge­setz ent­hält das Regel­werk für den Ein­satz von schwan­ge­ren Frau­en in einem Arbeitsverhältnis.

Ergän­zend zu den Rege­lun­gen des Mut­ter­schutz­ge­set­zes gel­ten die Bestim­mun­gen der Mut­ter­schutz­richt­li­ni­en­ver­ord­nung (MuSchRiV)sowie der Ver­ord­nung zum Schutz der Müt­ter am Arbeits­platz (MuSchArbV).Diese Ver­ord­nung regelt ins­be­son­de­re den Bereich des tech­ni­schen Arbeits­schut­zes für wer­den­de und stil­len­de Müt­ter. So ver­pflich­tet die­se Ver­ord­nung den Arbeit­ge­ber bei­spiels­wei­se, für „jede Tätig­keit, bei der wer­den­de oder stil­len­de Müt­ter durch … che­mi­schen Gefahr­stof­fe, bio­lo­gi­schen Arbeits­stof­fe, phy­si­ka­li­schen Schad­fak­to­ren, die Ver­fah­ren oder Arbeits­be­din­gun­gen nach Anla­ge 1 die­ser Ver­ord­nung gefähr­det wer­den kön­nen, Art, Aus­maß und Dau­er der Gefähr­dung (zu) beur­tei­len.” Dar­über hin­aus ent­hält die MuSch­ArbV eine beson­de­ren Beschäf­ti­gungs­ver­bo­te und ver­pflich­ten­den Gegen­maß­nah­me für spe­zi­el­le tech­ni­sche Gefah­ren für Schwangere.

Wei­te­re gesetz­li­che Rege­lun­gen für Schwan­ge­re und stil­len­de Müt­ter fin­den sich dar­über hin­aus noch

  • in der Reichs­ver­si­che­rungs­ord­nung (§§ 179, 195–200 RVO),
  • im Gesetz über die Kran­ken­ver­si­che­rung der Land­wir­te (KVLG),
  • in der Arbeits­stät­ten­ver­ord­nung (Arb­StättV),
  • in der Bio­stoff­ver­ord­nung (Bio­StoffV),
  • in der Gefahr­stoff­ver­ord­nung (Gef­StoffV),
  • in der Rönt­gen­ver­ord­nung (RöV),
  • in der Strah­len­schutz­ver­ord­nung (StrlSchV) sowie
  • in eini­gen spe­zi­el­len lan­des­recht­li­chen Regelungen.
  1. „Richt­li­nie 92/85/EWG des Rates vom 19. Okto­ber 1992 über die Durch­füh­rung von Maß­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Sicher­heit und des Gesund­heits­schut­zes von schwan­ge­ren Arbeit­neh­me­rin­nen, Wöch­ne­rin­nen und stil­len­den Arbeit­neh­me­rin­nen am Arbeits­platz (zehn­te Ein­zel­richt­li­nie im Sin­ne des Arti­kels 16 Absatz 1 der Richt­li­nie 89/391/EWG), ABl.EG Nr. L 348 vom 28.11.1992 []
  2. Richt­li­nie 2002/73/EG des Euro­päi­schen Par­la­ments und des Rates vom 23. Sep­tem­ber 2002 zur Ände­rung der Richt­li­nie 76/207/EWG des Rates zur Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung von Män­nern und Frau­en hin­sicht­lich des Zugangs zur Beschäf­ti­gung, zur Berufs­bil­dung und zum beruf­li­chen Auf­stieg sowie in Bezug auf die Arbeits­be­din­gun­gen, ABl.EG Nr. L 269/15 vom 05.10.2002 []